Donnerstag, Mai 2, 2024
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Gutmenschen verzückt: „Traumatisierte“ Schlauchbootflüchtlinge werden in Tauch- und Schwimmkursen gepampert

Im Halbkreis sitzen sie um einen sportlichen Mann mittleren Alters im Neoprenanzug, der ihnen in einem Mix aus Italienisch und radebrechenden Englisch lebhaft gestikulierend, Schwimm-Tips und Ratschläge zum Verhalten an der Wasseroberfläche erteilt: Es sind fast nur junge Afrikaner, zwei Dutzend etwa, allesamt Männer; unter ihnen auch einige Araber. Sie alle sind „aus Seenot gerettete“, sogenannte Flüchtlinge, Profiteure der hochumstrittenen privaten Seenotrettung, die – zumindest wird es so dargestellt – Schiffbruch erlitten und gerade noch rechtzeitig aus dem Mittelmeer gefischt worden seien, was sie tief traumatisiert habe. Der Redner in ihrer Mitte, dem sie so aufmerksam lauschen, ist Giuseppe Pinci, Tauchlehrer aus Messina. Er hat gemeinsam mit Helfern die Aktion „All together“ ins Leben gerufen – ein Projekt, das sich dem Ziel verschrieben hat, Mittelmeerflüchtlingen, die nach eigenen Angaben vor dem Ertrinken gerettet wurden und/oder Freunde und Verwandte ertrinken sahen, die „panische Angst vor dem Wasser“ (Pinci) zu nehmen.

Bei solchen Rührstücken geht Gutmenschen das Herz auf: Was für eine tolle Sache. Kritisch hinterfragt wird bei solchen Unternehmungen grundsätzlich nichts mehr. Weder die grundsätzliche Frage zum Thema Seenotrettung, wieso also diese Flüchtlinge – trotz eindeutiger Rechtslage, die dies eigentlich ausschließt – überhaupt in Italien sind und warum ihre Rettung aus „akuter Seenot“ denn zwingend einschließt, dass sie viele hundert Seemeilen nach Norden aufs EU-Festland gebracht wurden? Noch die Frage, ob die „Traumata“ von Menschen, die sich sehenden Auges und wissentlich einer Gefahr des Ertrinkens aussetzen, eine humanitäre Für- und Nachsorge rechtfertigt, von der so mancher echter Schiffbrüchiger nur träumen kann. Afrikaner, die es übers Mittelmeer nach Europa geschafft haben, mögen ganz gewiss unzählige Probleme haben. Aber ob ausgerechnet „erworbene Thalassophobie“ (so der wissenschaftliche Ausdruck für Angst vor offenem Wasser) zu den dringlichsten davon gehört, ist hier die Frage. Fast eine Milliarde weiterer Afrikaner, die in ihrer Heimat unter ganz sicher grässlicheren Umständen darben müssen als jene vitalen jungen Männer, da sie in der großen Schlepperlotterie leider kein glückliches Los zogen (und die uns dennoch pausenlos als medial humanitäre Notfälle verkauft werden), haben ganz gewiss ganz andere Sorgen als die Angst vorm Schwimmen und Tauchen.

Aufschluss gibt ein Blick auf die Hintermänner der europaweit von Asyl- und Flüchtlings-Hilfsorganisationen gepriesenen Initiative: Zu ihnen gehört maßgeblich die Organisation „Mare Amico„, die im großen Stil die Verbringung von auf Hilfsschiffen aufgenommenen Mittelmeer-„Boat People“ nach Pantelleria, Lampedusa und anderen süditalienischen Inseln vorantrieb, bis die neue italienische Regierung dem einen Riegel vorschob. „Mare Amico“ kooperiert weiterhin eng mit den aus Mitteleuropa – vor allem Deutschland – finanzierten Schiffen der sogenannten „Seenotrettung“ und gehört in Italien den schärfsten Gegnern des harten Kurses von Innenminister Matteo Salvini.

„A Sea not to fear“, so lautet die Devise von „All together“. Es ist eine Verhaltenstherapie der besonderen Art, der sich Pinci und seine Mitstreiter verschrieben haben: Tag für Tag unterrichten sie in mehreren Schwimm- und Tauchkursen und theoretischen Unterrichtseinheiten ihre überwiegend schwarzafrikanischen Zuhörer. Der Andrang ist groß, ständig mehr Interessenten belegen die Kurse Voller Pathos erklärt Pinci: „Das Meer ist nicht der Feind“. Er wolle seinen jungen Schützlingen „die Angst vor dem Meer nehmen“. Und er sagt: „Hoffentlich können sie eines Tages ihre Erfahrungen weitergeben und damit anderen eine Stütze sein.“

Weitergeben – an wen? In Italien, wie überhaupt in Mitteleuropa, kann fast jeder schwimmen. Und freiwillig steigt hier auch niemand für 5.000 oder 10.000 Dollar in Seelenverkäufer und begibt sich faktisch in Lebensgefahr, um sich kurz außerhalb der libyschen oder tunesischen Hoheitsgewässer retten zu lassen. Das „Weitergeben“ kann sich also nur an weitere, an noch mehr Flüchtlinge richten. Anscheinend rechnet „All together“ schon mit einem nie versiegenden Zustrom weiterer übers Mittelmeer Ankommender, die die Dienste des Projekts in Anspruch nehmen werden. Oder sollen die Austherapierten womöglich gleich an die nordafrikanischen Gestade geschickt werden, um dort den Flüchtlingen bereits vor ihrer großen Überfahrt präventiv die Angst vorm Meer zu nehmen?

Einige der Kursteilnehmer von „All Together“ nutzten übrigens prompt die Gelegenheit – und machten bei Pinci gleich ihren Tauchschein. Wer den bezahlt hat, blieb offen.

@jouwatch

Quelle!:

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