Dienstag, Mai 7, 2024
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„Nazis waren eigentlich links“ – Stimmt das? Sputnik klärt auf

„Die Nationalsozialisten waren eigentlich links“, schreiben die Sympathisanten rechter Ideologien oft auf die beleidigenden #NaziRaus-Schablonen und dürften sich damit befriedigt fühlen. Im Sputnik-Gespräch erklärt der prominente Historiker Dr. Wolfgang Benz, ob diese Behauptung der Wahrheit entspricht und was dahinter steckt.

„Erst am 5. Mai 1918 wurde die DAP in „Deutsche Nationalsozialistische Arbeiterpartei“ umbenannt. Ihr Programm war eindeutig links“, schrieb der umstrittene österreichische Publizist Erik von Kuehnelt-Leddihn. Sich selbst bezeichnete er als „katholischen rechtsradikalen Liberalen“, wobei er politische Begriffe wie „Nationalismus und Rassismus als links und Patriotismus als rechts zuordnete. Seine Ansichten scheinen die Menschen bis heute zu irritieren, selbst die CDU-Politikerin und Ex-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach postete 2012 auf Twitter dergleichen Kommentar, der sofort für Aufregen sorgte. Die Aktion bezeichnete sie als einen bewussten Provokationsversuch.“

Links oder doch Rechts? Und – wie kann eigentlich die Partei, deren Ideologie zum Großteil auf dem Ultrarassismus beruhte, links sein?

„Die war nie links“, kommentiert Dr. Wolfgang Benz, der renommierte deutsche Historiker der Zeitgeschichte und international anerkannte Vertreter der NS-Forschung. Das Wort Sozialismus mittendrin müsse keinen irreführen, denn „mit Sozialismus hatte die Ideologie nichts zu tun, es war von Anfang an die Täuschung der Menschen, indem man um das politische Kapital gekämpft und sich ein Firmenschild gemalt hat, das nicht zutraf“, so der Experte. 

Dr. Benz verweist darauf, dass es bei der NSDAP nur einen linken Flügel gegeben habe, und nämlich den der Brüder Strasser. Otto Strasser hat sich schon früh von der Partei getrennt, sein Bruder Gregor dagegen war erst 1932 nach einem riesen Krach mit Adolf Hitler ausgeschieden. „Sie wollten sich mit den Gewerkschaften verbünden und konnten sich auch andere Koalitionspartner vorstellen, Hitler dagegen wollte die ganze Macht“, so der Historiker.

Von 1931 bis 1938 führte Otto Strasser die politische Kampforganisation „Schwarze Front“, die für ein antiimperialistisches Bündnis mit der Sowjetunion plädierte. Hitlers NSDAP dagegen sprach für eine Anlehnung an England und einen korporativen und staatlich gelenkten Kapitalismus. Dazu kommt noch, dass eine Verstaatlichung von Privateigentum unter dem Naziregime nicht stattfand. Enteignet wurde aus ganz anderen Gründen und zu einem anderen Zweck: Juden und Systemgegner wurden ihres Eigentums beraubt, das dann Parteifreunden zugeschanzt wurde.

Dass die scheinlinken Nationalsozialisten auch die Kommunisten und Sozialdemokraten verfolgten, belegten unter anderem die Zeithistoriker Nikolaus Wachsmann und Sybille Steinbacher in ihrem Buch „Die Linke im Visier: Zur Errichtung der Konzentrationslager 1933“. Die Bundeszentrale für politische Bildung weist darauf hin, dass der damalige Reichstagspräsident Hermann Göring am 23. Februar 1933 zur angeblichen Bekämpfung „zunehmender Ausschreitungen von linksradikaler, insbesondere kommunistischer Seite“ die Aufstellung von 50000 „Hilfspolizisten“ anordnete, die ihren gewalttätigen Terror gegen die Linke als staatliche Polizisten ausübten. 

Was steckt hinter den Behauptungen über die angeblich linke Natur der zum Großteil kapitalistischen Nationalsozialisten?

Dr. Benz weiß Bescheid: „So wollen die Anhänger der neuen rechtsradikalen Bewegungen sich salonfähig machen, im Grunde genommen aber wird der alte Rechtsextremismus verharmlost“.

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