Dienstag, April 30, 2024
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Steinmeier fliegt zu Holocaust-Gedenkfeier nach Jerusalem

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier fliegt am Mittwoch nach Israel, um dort am Holocaust-Gedenken in Yad Vashem teilzunehmen. Am Donnerstag werden weitere Staatsgäste in Jerusalem erwartet, darunter die Präsidenten Frankreichs und Russlands, Emmanuel Macron und Wladimir Putin, US-Vizepräsident Mike Pence und der britische Kronprinz Charles.

Anlass ist der 75. Jahrestag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz (polnisch: Oświęcim) am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee. Die Großveranstaltung unter dem Motto „An den Holocaust erinnern, Antisemitismus bekämpfen“ findet auch vor dem Hintergrund einer weltweiten Welle antisemitischer Vorfälle statt.

Auf dem Aufenthaltsprogramm Steinmeiers steht unter anderem ein Gespräch mit dem israelischen Staatspräsidenten Reuven Rivlin. Die beiden werden sich auch am kommenden Montag, dem eigentlichen Jahrestag, in Auschwitz treffen. Zwei Tage später wollen sie in einer Gedenkstunde des Bundestags reden.

Steinmeier wird auch in Yad Vashem eine Rede halten – als erstes deutsches Staatsoberhaupt überhaupt. Wie es im Bundespräsidialamt hieß, will Steinmeier mit seinen Besuchen in Israel und Polen die bleibende Verantwortung Deutschlands für den millionenfachen Mord an Juden zum Ausdruck bringen – und das bewusst gegen alle Forderungen, endlich einen Schlussstrich zu ziehen.

Steinmeiers Besorgnis über Nationalismus und Antisemitismus

Der Bundespräsident ist demnach darüber besorgt, dass heute viele Menschen und Politiker die Lösung der Probleme in neuem völkischen Denken, übersteigertem Nationalismus und Antisemitismus sehen. Dies seien neue Herausforderungen, die es zu bewältigen gelte, heißt es im Bundespräsidialamt.

In Jerusalem will Steinmeier zudem ein Bekenntnis der unverbrüchlichen Solidarität Deutschlands zum Staat Israel und seinen Menschen ablegen. Zu erwarten ist, dass der Bundespräsident die Bühnen in Jerusalem, Auschwitz und Berlin nutzen wird, um sich in deutlichem Ton zu diesen Themen zu äußern.

Das nationalsozialistische Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau im damals von Deutschland besetzten Polen gilt weltweit als Symbol für den Holocaust. Nach Schätzungen wurden dort mehr als eine Million Menschen ermordet, zumeist Juden. Als Soldaten der Roten Armee das Lager am 27. Januar 1945 erreichten, fanden sie in ihm noch etwa 7000 überlebende Häftlinge. Viele starben innerhalb kurzer Zeit an den Folgen von Hunger, Krankheiten und Erschöpfung. 

Wegen des Näherrückens der Roten Armee hatte die SS am 18. Januar Zehntausende Häftlinge von Auschwitz aus auf Todesmärsche in Richtung Westen geschickt. Viele der kranken, ausgehungerten und nur spärlich bekleideten Menschen starben in der eisigen Kälte oder wurden von ihren Bewachern erschossen. Die Nazis und ihre Helfer ermordeten während des Holocaust insgesamt rund sechs Millionen Juden.

Kontroversen um die Rolle der UdSSR im Zweiten Weltkrieg

Seit Wochen dauert eine scharfe Debatte zwischen Warschau und Moskau hinsichtlich der Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg an. Am 17. Januar 1945 hatten die Rote Armee und die polnischen Streitkräfte nach einer Großoffensive der Roten Armee Warschau von den Nazis befreit.

Der 75. Jahrestag des historischen Sieges wurde am Freitag begangen, aber die Hauptstadt Polens nahm an den Feierlichkeiten nicht teil. Der polnische Sejm hatte am 9. Januar eine Resolution verabschiedet, der zufolge die Sowjetunion zusammen mit Hitlerdeutschland für den Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verantwortlich war. Das Vorgehen der „zwei damaligen totalitären Mächte“ habe zum Ausbruch des Krieges geführt, so das Dokument.

In einem Interview mit dem TV-Sender Rossija 1 erklärte der russische Präsident Wladimir Putin am Sontag: „Wir brauchen niemandem etwas zu beweisen, doch wir müssen ganz bestimmt etwas Anderes tun: Wir müssen alles tun, damit diese Wahrheit nicht vergessen wird.“ So antwortete Putin auf die Frage über die Versuche einer Reihe anderer Staaten, die Geschichte des Großen Vaterländischen Krieges umzuschreiben.

ls/dpa/sb

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