Sonntag, April 28, 2024
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„Unbearbeitete Großbaustelle“: 2,8 Millionen Kinder in Deutschland wachsen in Armut auf – Studie

Trotz des jahrelangen Kampfes gegen Kinderarmut in Deutschland gibt es kaum Verbesserungen: Rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche – mehr als jeder fünfte Heranwachsende – sind von Armut betroffen, berichtete die Bertelsmann-Stiftung am Mittwoch. Zudem werden laut der Analyse die Folgen der Corona-Pandemie das Problem verschärfen.

Demnach bleibt Kinderarmut mit unverändert hohen Zahlen eine „unbearbeitete Großbaustelle“. Rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche wachsen in Armut auf – 21,3 Prozent aller unter 18-Jährigen, so die Analyse. „Seit Jahren ist der Kampf gegen Kinderarmut eine der größten gesellschaftlichen Herausforderungen in Deutschland.“ Dennoch gebe es seit 2014 im bundesweiten Durchschnitt wenig Verbesserungen. Mehr als jeder fünfte Heranwachsende sei betroffen – mit regional starken Unterschieden. Die Corona-Krise drohe das Problem noch zu verschärfen.

Die Untersuchung der Stiftung legt eine kombinierte Armutsmessung zugrunde. Sie berücksichtigt Kinder aus Familien, deren Einkommen weniger als 60 Prozent des Durchschnitts aller Haushalte beträgt. Und es sind Heranwachsende im Grundsicherungsbezug eingerechnet, deren Familien Hartz IV erhalten. 

Starke regionale Unterschiede 

Nach Bundesländern werden in den Stadtstaaten Bremen und Berlin besonders viele Kinder und Jugendliche in finanziell schwachen Verhältnissen groß. In Bayern und Baden-Württemberg sieht es für sie im Vergleich am besten aus. Auf kommunaler Ebene zeigt die Erhebung drastische Unterschiede. Besonders viele Jungen und Mädchen seien in Bremerhaven und Wilhelmshaven von Armut betroffen sowie in den Ruhrgebietsstädten Gelsenkirchen, Herne, Duisburg, Mönchengladbach und Dortmund. Hingegen sind in einigen Kommunen im Süden Deutschlands nur wenige durch Armut belastet.

„Kinderarmut in unserem reichen Land ist ein unfassbarer Skandal, weil sie Lebenschancen der Kleinsten verbaut“, kritisierte Linke-Bundestagsfraktionschef Dietmar Bartsch. Es sei ein schweres Versäumnis von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Bundesregierungen der vergangenen Jahre, hier keine entscheidende Verbesserung erreicht zu haben.

Es drohe zudem noch ein deutlicher Armutsanstieg, warnte Stiftungsvorstand Jörg Dräger. Die Folgen der Corona-Pandemie treffe Eltern benachteiligter Kinder besonders hart. Sie arbeiteten häufiger in Teilzeit oder als Minijobber und gehörten zu der Gruppe, die als erste ihren Job verliere, kaum oder kein Kurzarbeitergeld erhalte. Zugleich fallen viele Unterstützungsangebote für bedürftige Heranwachsende weg, schilderte Dräger. 

pd/sb/dpa

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