Mittwoch, Mai 1, 2024
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USA wollen italienische Soldaten nach Syrien entsenden – Rom will nichts davon hören

In Rom hegt man Zweifel an der Entsendung eigener Kräfte in den Nahen Osten. Wieso ist das nötig für Italien? Welches Spiel führt Washington im Nahen Osten tatsächlich? Darüber hat der Journalist Fulvio Scaglione, Autor des vor kurzem erschienenen Buchs „Syrien. Christen, die in den Krieg geraten sind“, in einem Interview mit Sputnik gesprochen.

Die USA wären bereit, Italien in Libyen und an anderen Fronten zu helfen. Dafür wollen sie aber eine italienische Mission in Syrien sehen, sagte US-Senator Lindsey Graham, einer der einflussreichsten Berater Präsident Trumps, in einem Interview für die italienische Zeitung „Corriere della Sera“.

Die USA wollen ein italienisches Kontingent in Syrien sehen, aber Rom hat zunächst eine Pause genommen, um diese Frage zu beantworten. Was halten Sie von dieser Initiative der Amerikaner?

Die Forderung der Amerikaner hat keinen praktischen Grund. Vor ein paar Wochen hatte das Pentagon die Idee zum Ausdruck gebracht (dann aber zurückgezogen), weitere 120.000 Soldaten in den Nahen Osten zu schicken. Die USA haben Stützpunkte in 13 Nahost-Ländern, wo sich 54.000 Militärs aufhalten. Ihre Zahl ist zwischen 2017 und 2018 um 30 Prozent gestiegen. Es ist offensichtlich, dass die Amerikaner italienische Soldaten in der Region gar nicht brauchen.

Der Anlass ist rein politisch: Die USA wollen, dass sich Italien ihrem neuen Projekt zum „Umbau“ des Nahen Ostens anschließt. Sie rechtfertigen ihre Präsenz im Nordosten Syriens mit zwei Momenten: der Angst vor einer IS*-Rückkehr und vor einer Zuspitzung ihres Konflikts mit den Kurden, wobei es sogar zu einem Konflikt zwischen der Türkei und Syrien kommen könnte, dessen Kräfte (bestehend aus den Kurden und arabischen Bürgermilizen) von Anfang an gegen den IS gekämpft hatten. Der erste Grund ist nicht wahr, weil die „Rückkehr“ des IS von der Anwesenheit der US-Truppen im Nordosten Syriens gar nicht abhängt – sie hängt mit den ölreichen Monarchien der Golfregion zusammen, die Verbündete der USA sind und eben entscheiden, ob IS oder al-Qaida dorthin zurückkehren oder nicht. Es ist unklar, wozu Italien sich in diesen Streit einmischen sollte.

In Italien sprechen Politiker praktisch gar nicht über die Syrien-Krise. Welche Schritte sollte man in Rom unternehmen, damit sie den Interessen Italiens entsprechen?

Die USA versuchen jetzt wieder, sich als dominierendes Land zu etablieren – und das tun sie sehr radikal, indem sie mit China, Russland, Europa, Lateinamerika und zuletzt auch mit Mexiko streiten – also mit allen. Die EU erlebt aktuell wirtschaftliche Schwierigkeiten, und dort gibt es keine einheitliche Position zum Thema Außenpolitik. In dieser Situation kann Italien nicht im Alleingang den USA widerstehen.

Gestern (am 9. Juni) schrieben viele italienische Medien über den Tod eines Fußballspielers, der „ein Symbol der Anti-Assad-Revolution“ sei. Dabei wird das Problem der Verfolgung der Christen in Syrien praktisch gar nicht aufgeworfen. Warum?

Diese Nachricht wurde intensiver beleuchtet als beispielsweise die Episode, als unweit von Idlib mehrere christliche Teenager bei einer Explosion von Raketen ums Leben kamen, die von Kämpfern abgefeuert wurden. Und das dauert schon sieben oder acht Jahre an. Aus meiner Sicht wird im westlichen Informationsraum das Thema Christen in Syrien absichtlich verschwiegen; darüber schreibe ich in meinem Buch „Syrien. Christen, die in den Krieg geraten sind“.

Syrische Christen versuchten ständig, dem Westen ihre Vorstellungen von der Situation mitzuteilen, die anders sind als im politisch korrekten Westen. Sie wollten zeigen, dass die Situation mit dem Syrer-Aufstand, für den es gewisse Ursachen und Voraussetzungen gab, nicht so ist, wie sie dargestellt wird. Sie verwiesen darauf, dass Christen vernichtet werden – und dieses Thema sollte im Mittelpunkt stehen.

Niemand will einräumen, dass die Christen im „befreiten“ Irak quasi aussterben – ihre Zahl ist dort im Vergleich zu 2003 – der Zeit vor der angelsächsischen Invasion – um 80 Prozent geschrumpft.

Die syrischen Behörden sind ewig der Kritik ausgesetzt – man bezeichnet sie immer als „autoritär“ usw., aber in Wahrheit sollte man sich vor allem über die religiösen Minderheiten Sorgen machen, die in diesem Land leben. In den acht Jahren des Krieges hat sich die Zahl der Christen halbiert. Diese Tatsache wird völlig verschwiegen, weil sie den Ansichten des Westens zu dieser Situation widerspricht.

Wie wichtig ist das Thema Christen in Syrien für uns alle?

Meines Erachtens ist die Präsenz der Christen im Nahen Osten ein sehr wichtiges Thema, auch wenn es sie an manchen Orten kaum noch gibt. Vor dem Krieg entfielen in Syrien etwa zehn Prozent der Bevölkerung auf Christen. In Ägypten beträgt diese Zahl zehn Prozent, im Libanon 30 Prozent. In einigen Ländern gibt es nicht besonders viele Christen, aber ihre Präsenz dort spielt eine wichtige Rolle: Sie sind unbewaffnet, beteiligen sich aber am Gesellschaftsleben. Wenn in Israel und Palästina beispielsweise christliche Schulen geschlossen werden, führt das zu einer Krise des Bildungswesens in diesen Ländern. Dasselbe kann man auch über Syrien sagen.

Ein anderer wichtiger Faktor ist die Anwesenheit der Christen im Nahen Osten als drittes Element, das die Ausgeglichenheit der Gesellschaft garantiert: Im Nahen Osten leben Muslime-Sunniten, Muslime-Schiiten und auch Christen. Dass es dort die Christen gibt, ist ein Unterpfand für den Pluralismus. In solchen Ländern wie der Irak, wo es kaum Christen gibt, kämpfen die Schiiten und Sunniten gegeneinander, und das führt manchmal zu sehr großen Konflikten.

Syrien hat eine christliche DNA. Das Christentum, wie wir es kennen, ist in Syrien entstanden. Es entstand in Jerusalem und Palästina, aber gerade in Syrien erreichte es seinen aktuellen Zustand.

Quelle!:

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