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„Warum sollte Putin…?“ – Jürgen Todenhöfer wirft heikle Fragen zum Fall Nawalny auf

Der ehemalige CDU-Politiker und prominente Nahost-Experte Jürgen Todenhöfer hat zum Fall Nawalny sieben offene Fragen aufgeworfen und damit eine heiße Diskussion unter seinen Lesern angeregt.

„Der Mordversuch an Nawalny ist ein unentschuldbares Verbrechen“, schrieb dabei der 79-Jährige auf seiner Facebook-Seite. Die Forderung nach Aufklärung empfindet er daher als berechtigt. Doch es soll eine echte Aufklärung sein, keine Vorverurteilungen.

Liebe Freunde, der Mordversuch an Nawalny ist ein unentschuldbares Verbrechen. Die Forderung nach Aufklärung ist daher…

Gepostet von Jürgen Todenhöfer am Dienstag, 8. September 2020

So fragt Todenhöfer etwa in die Runde, warum der russische Staatschef Wladimir Putin etwa seinen Kritiker Alexej Nawalny zur medizinischen Rettung nach Deutschland ausfliegen lassen, wenn er ihn töten wollte. Die weitere Frage heißt, warum Putin für „geheime“ Ermordungen seltsamerweise immer wieder das gleiche Gift einsetzen sollte, wenn es immer sofort mit Russland in Verbindung gebracht werde.

„Warum wird bei uns immer der Eindruck erweckt, nur Russland verfüge über den Kampfstoff Nowitschok, obwohl der Mitentwickler dieses Giftes inzwischen in den USA lebt und – laut Financial Times – sogar Ex-Wirecard-Boss Marsalek im Besitz der Rezept-Formel war und diese 2018 stolz in London herumzeigte?“, fragt Todenhöfer ferner.

Auch die Forderungen nach einem Ausstieg aus dem Gasprojekt Nord Stream 2 in Deutschland stellt der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete bei der bestehenden Klarheit in Frage – als hätte Deutschland den Nord Stream-Deal nicht auch im deutschen Interesse abgeschlossen. „Das war doch kein Geschenk an Russland. Bestrafen wir uns demnächst selbst?“, will Todenhöfer wissen.

Vor dem Hintergrund des bevorstehenden gleichzeitigen Ausstiegs aus Atom und Kohle fragt Todenhöfer ferner: „Soll Deutschland jetzt wirklich auch noch auf russisches Erdgas verzichten, um stattdessen amerikanisches Fracking zu kaufen?“

Nicht zuletzt weist der Mann auf die moralischen Prinzipien wie etwa im Falle mit dem Pkw-Sprit. Der saudische Knochensägenmord an Khashoggi habe Berlin nicht dran gehindert, weiterhin Energiegeschäfte mit den Sauditen zu machen.  „Nawalny lebt, Khashoggi ist tot. Zerstückelt, irgendwo verscharrt. Moral?“ Vor diesem Hintergrund bemängelte Todenhöfer auch indirekt, dass die Bundesregierung nie protestiert, wenn US-Präsidenten offenbar persönlich fast regelmäßig in Somalia oder Jemen Zivilpersonen durch Drohnen und ohne Gerichtsurteil  hinrichten ließen.

„Wenn es um Russland geht, ist die deutsche Politik ein aufgeregt gackernder Hühnerhaufen. So löst die Bundesregierung kein Problem“, schließt der Publizist ab.

In den Hunderten von Kommentaren bei Facebook findet er Unterstützung für seine Argumentation. „Sie sprechen uns aus dem Herzen. Warum sehen unsere Politiker das nicht?“, schreibt etwa die Nutzerin Rosemarie Schaller. „Wäre echtes Vertrauen vorhanden, könnten Fachleute gemeinsam untersuchen, wer das Verbrechen verübt haben könnte. Mit Vorverurteilungen vertieft man Gräben und das gegenseitige Misstrauen so, dass man Generationen braucht, um sie vielleicht einmal zuschütten zu können <…>“, so unter anderen der Nutzer Armin Schneider.

Am heutigen Mittwoch besucht der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr das russische Außenministerium, nachdem er am Vorabend aufgrund der Situation um den russischen Regierungskritiker Alexej Nawalny einbestellt wurde. Russland fordert Deutschland nachdrücklich auf, medizinische Befunde des Kremlkritikers Alexej Nawalny vorzulegen, erklärte das russische Außenministerium parallel auf den Aufruf der G7-Staaten, die Verantwortlichen hinter der „Vergiftung“ des Oppositionellen zur Rechenschaft zu ziehen.

lk/ep

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