2019 hat die Polizei in Mecklenburg-Vorpommern beim Anführer der Gruppe „Nordkreuz“ Waffen und mehrere tausende Patronen gefunden. Die 50.000 Schuss Munition stammten aus mehreren Bundesländern, darunter auch aus Sachsen – doch die Patronen wurden dort nicht vermisst. So ein Diebstahl stellt jedoch keinen Einzelfall in Sachsen dar.
Im Juni des Jahres 2019 wurden bei einer Durchsuchung 50.000 Schuss Munition, genauso wie Waffen in einer Wohnung gefunden. Diese gehörte dem Anführer der mutmaßlich rechtsextremistischen Gruppe „Nordkreuz“, welche schon seit 2017 unter Verdacht steht, eine schwere staatsgefährdende Gewalttat zu planen. Unter den Patronen wurden auch 102 gefunden, die der sächsischen Polizei angehören. Laut dem Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) sei nun auch bekannt, dass der Verlust dieser 102 Patronen unbemerkt blieb. Das sächsische Innenministerium bestätigte dies dem MDR: „Die Aufhellung der Umstände, wie die Patronen in den Besitz des Beschuldigten gelangten, ist Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens.“
Die sächsische Polizei stehe nun heftig in Kritik aufgrund der fehlenden Protokollierung ihrer Patronen. Dazu äußerte sich Kerstin Köditz die Landtagsabgeordnete der Linkspartei. Sie verstehe nicht, wie es zum Verschwinden der Patronen kommen konnte.
„Eigentlich müsste darüber straff Buch geführt werden. Da müssen wir uns fragen, wie mit der Munition bei der sächsischen Polizei umgegangen wird“, sagt sie dem Mitteldeutschen Rundfunk.
Seit dem Befund der Razzia ermittelt die Staatsanwaltschaft in Schwerin gegen „Nordkreuz“ – auch die neuen Ermittlungen im Zusammenhang mit der gestohlenen sächsischen Munition liege in der Hand der Behörden Mecklenburg-Vorpommerns.
Kein Einzelfall
Der MDR gibt bekannt, dass dies nicht der erste Fall von Waffen- oder Patronenverlust bei der Polizei Sachsen sei. Der Sprecher der Grünen im Landtag, Valentin Lippmann, habe 2016 beim Landtag Sachsen nach der Häufigkeit dieser Fälle angefragt. Es stellte sich heraus, dass dies häufiger vorkomme. Anlass für die Anfrage war ebenfalls ein Waffenverlust eines Polizisten, der eine Maschinenpistole samt Munition bei einem Einsatz verloren hatte. Auch wenn die Munition von einem Bürger abgegeben wurde, sei die Pistole bis heute nicht erschienen.
Insgesamt seien also rund 300 Patronen verschwunden zwischen dem Jahr 2010 und 2018. Genauso verloren gegangen ist die Maschinenpistole, eine Leuchtpatrone und zwei weitere Pistolen. Bei diesen Zahlen handle es sich lediglich um die bekannten Verluste – so könne man eine höhere Dunkelziffer von unbekannten Verlusten nicht miteinbeziehen.
Maßnahmen ergreifen
Um solche Fälle in Zukunft besser verhindern zu können, fordern Politiker stärkere Kontrollen. Gerade in Zusammenhang mit rechtsextremen Netzwerken würden laut dem MDR immer mehr Waffen und Munitionen auftauchen. Weiterhin, so beispielsweise Köditz, werde eine bessere Transparenz über den Erhalt der Waffen sowie eine stärkere Hinterfragung der Zusammenhänge bei Waffenfunden gefordert. Der illegale Zugang zu Behördenwaffen könnte durch „saubere Kontrollwege“ verhindert werden, sagt Lippmann zum MDR. Eine strenge interne Ermittlung gehöre dabei genauso dazu, wie der Aufbau von hohem Verfolgungsdruck.
lm