Dienstag, April 16, 2024
StartPolitikEUZuwanderer in Deutschland: Wovon hängt ihr Ausbildungserfolg ab?

Zuwanderer in Deutschland: Wovon hängt ihr Ausbildungserfolg ab?

Viele Faktoren wie der Wohnungsmarkt, Kollegen und der Aufenthaltsstatus beeinflussen den Erfolg junger Zuwanderer in der Ausbildung. Das ergab eine neue Studie, deren Autoren – Mitglieder des Sachverständigenrates Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) – 16 Zuwanderer in Chemnitz und München befragt haben.

Laut der nicht-repräsentativen Studie leiden die Flüchtlinge als Azubis in München etwa darunter, dass sie wegen des Wohnungsmangels oft in Sammelunterkünften leben. Dort fehle oft die Ruhe zum Lernen oder zum Schlafen.

Zuwanderer im sächsischen Chemnitz klagten häufig über Diskriminierung. Wie ein 19-jähriger Afghane berichtete, hätten Menschen im Altersheim über ihn gesagt: „Ich möchte nicht, dass er mich pflegt.“ Ein Landsmann von ihm erzählte, in einer Firma sei ihm gesagt worden: „Wir nehmen keine Ausländer.“

Auch der Wohnort kann laut der Studie eine Rolle bei der Ausbildung spielen: Denn während die Schulpflicht beispielsweise in Sachsen mit dem 18. Lebensjahr endet, können junge Erwachsene in Bayern bis zum 21. Lebensjahr verpflichtet werden, eine Berufsschule zu besuchen. Das hilft ihnen, eine berufliche Qualifikation zu erwerben. Lässt ihr Aufenthaltsstatus einen längeren Verbleib in Deutschland erwarten, können Neuzugewanderte in Einzelfällen sogar bis zum 25. Lebensjahr Zugang erhalten.

Die Befragungsteilnehmer stammen aus Afghanistan, Syrien, Bulgarien, Sierra Leone, dem Irak, Eritrea und Senegal. Sie alle hatten den Angaben zufolge Schwierigkeiten, das deutsche Ausbildungssystem zu verstehen.

Seit 2014 sind über eine Million Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 16 bis 25 Jahren nach Deutschland geflüchtet oder aus dem EU-Ausland zugewandert.

Einen erfolgreichen Start legten der Studie zufolge vor allem Zuwanderer hin, die Unterstützung von einer Lehrerin, Ehrenamtlichen oder Kollegen erhielten.

Große Hoffnungen hat den Forschern zufolge zudem die seit Jahresbeginn geltende Regelung zur Ausbildungsduldung geweckt. Dabei bekommen Menschen ohne Aufenthaltserlaubnis eine verlässliche Bleibeperspektive, wenn sie eine Ausbildung angefangen haben. Dass die Ausländerbehörden dabei angehalten seien, „abzuwägen, ob das öffentliche Interesse an einer Aufenthaltsbeendigung“ nicht über dem Zugang zu einer Ausbildung steht, sei kaum bekannt.

Im November 2019 wurden mit dem sogenannten Migrationspaket auch neue Regelungen für die Ausbildungsduldung erlassen und damit unter anderem Lücken in der Förderung für Geflüchtete in Ausbildung und Beschäftigung geschlossen.

Der Forschungsbereich beim Sachverständigenrat betreibt eigenständige, anwendungsorientierte Forschung im Bereich Integration und Migration. Die Forschungsergebnisse werden in Form von Publikationen, Vorträgen und Hintergrundgesprächen mit Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft sowie der allgemeinen Öffentlichkeit geteilt.

ls/mt

Quelle!:

Empfohlene Artikel
- Advertisment -
Translate »